Ihr bereist mit eurem 4x4 Geländewagen oder eurem geländegängigen Motorrad die Route des Grandes Alpes? Dann solltet ihr euch den berühmt-berüchtigten Tunnel am Col du Parpaillon nicht entgehen lassen. Mit 2.632 Metern über dem Meeresspiegel ist er wohl der höchstgelegene Tunnel Europas. Ihr erreicht ihn aus dem Ubaye-Tal auf der Route du Parpaillon von La Condamine-Châtelard nach Crévoux. Die knapp 30 Kilometer lange unbefestigte Offroad-Strecke über den Col du Parpaillon mit dem Motorrad erfordert bei trockenem Wetter nicht allzu viel fahrerisches Können (SG laut Denzel 3-4). Bei Schlechtwetter solltet ihr euch allerdings den Ausflug zum Tunnel du Parpaillon sparen.
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Land | Frankreich |
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Region | Französische Alpen |
Passhöhe | 2632 m |
Länge | 46 km |
Maximale Steigung | 12 |
Wintersperre | Ende September bis Mitte Juni |
Basisorte | La Condamine-Châtelard – Col du Parpaillon – Crévoux |
Koordinaten | 44.488244, 6.644432 |
Maut | Nein |
Belag | Enthält Abschnitte mit Schotter- oder Naturbelag |
Anzahl Kehren | 34 |
Sackgasse | Nein |
Beschränkungen | 3 m Durchfahrtshöhe am Tunnel du Parpaillon |
Schwierigkeit | Schwierig |
Sterne |
Mit einer schweren Reiseenduro einen Schotterpass zu erklimmen, kann Spaß machen. Wenn das Wetter passt, die Strecke trocken ist, die Spurrinnen nicht zu tief und die Serpentinen nicht zu eng ausfallen. Das trifft auch auf den Parpaillon zu. Bei passender Witterung zaubert er uns Dank relativ breiter Fahrbahn, nicht zu allzu grobem Schotter und vernünftigem Gefälle ein breites Grinsen unter den Helm. Selbst, wenn man im Sattel eines 250-Kilo-Reisedampfers sitzt. Übrigens: Wer offroad einigermaßen versiert ist, darf sich ruhig auch mit einer leichten Straßenmaschine auf den Parpaillon trauen.
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Die Strecke von La Condamine-Châtelard über den Col du Parpaillon nach Crévoux
Wenn ihr auf der Route des Grandes Alpes unterwegs seid, erreicht ihr das Ubaye-Tal von Briançon aus über den bekannten Col de Vars (2.109 m). Ein wesentlich spannenderer Gebirgspass ist Reisenden mit 4x4 Offroad Fahrzeugen oder mit geländegängigen Bikes vorbehalten: die Route über den Col de Parpaillon aus dem Ubaye-Tal in das Durance-Tal mit dem gruseligen Tunnel du Parpaillon am Scheitelpunkt. Wir haben die Route du Parpaillon von La Condamine-Châtelard nach Crévoux getestet und für euch getrackt.
Die alte aufgelassene Militärstraße bringt abenteuerlustige Offroader in unzähligen Serpentinen auf relativ kurzer Strecke über Lehm- und Schotterpisten bis in 2.632 Meter Höhe. Dort erwartet euch die Durchquerung eines unbeleuchteten, nassen und/oder vereisten Tunnels, der noch dazu nicht einmal gerade verläuft. Ausweichstrecken gibt es nicht: Wer den Col du Parpaillon bezwingen möchte, muss durch das finstere Loch. Aber auf der anderen Seite des Tunnels seid ihr dann plötzlich im Süden – ein echtes Aha-Erlebnis.
Unserer Erfahrung nach lohnt sich die Durchquerung des Parpaillon Tunnels genauso wie die gesamte Route du Parpaillon. Je höher ihr kommt, desto spektakulärer wird die Aussicht auf die Bergwelt der Cottischen Alpen. Denkt aber bei der Überquerung des Col du Parpaillon immer daran, dass die geringere Sauerstoffkonzentration in größeren Höhen eure Motorleistung beeinträchtigt. Schaltet lieber einen Gang tiefer, als eure Maschine zu quälen. Dort oben sagen sich Fuchs und Hase „Gute Nacht“ und es wäre wohl etwas ärgerlich, wenn ihr ausgerechnet da eine Panne haben würdet.
Außerdem kann es auch passieren, dass ihr selbst wegen der großen Höhe auf dem Col du Parpaillon mit Schwierigkeiten zu kämpfen habt. Wegen dem geringeren Sauerstoffgehalt der Atemluft in Höhen über 2.000 Metern kann es zu Kopfschmerzen und/oder Übelkeit kommen. Wenn ihr dem vorbeugen wollt, solltet ihr auf dem Anstieg der Route du Parpaillon einige Pausen einlegen, damit sich euer Organismus besser an die veränderten Umweltbedingungen anpassen kann.
Die eigentliche Offroad-Strecke der Route du Parpaillon beginnt an der Kapelle Sainte Anne. Auf einer Schotterpiste geht es zuerst durch ausgedehnte Wiesen und dann in einen dichten Wald. Auf 1.841 Metern passiert ihr den idyllischen Pont du Bérard mit seinem Wasserfall. Nicht weit davon überquert ihr auf einer Holzbrücke den Ruisseau du Parpaillon. Im Sommer ist er nur ein vor sich hinplätschernder Bach. Im Frühjahr wird er durch das viele Schmelzwasser zum reißenden Strom.
Jetzt wird die Landschaft karg und wild. Immer wieder überquert ihr verschiedene Bäche und Wasserläufe auf nicht besonders vertrauenerweckenden Holzbrücken. Bald seht ihr schon die scheinbar endlosen Serpentinen, die sich bis hin zum Gipfeltunnel des Col du Parpaillon winden. Sobald ihr den "finsteren Höllenschlund" durchquert habt, ändert sich das Szenario drastisch. Abwärts geht es durch blühende Alpenwiesen auf einem steinigen Track ohne Straßenbelag.
Beim Erreichen der Baumgrenze taucht ihr in eine Postkartenidylle ein: Die Offroad-Strecke führt jetzt durch einen lichten Nadelwald, umrahmt von hohen Bergen. Kurz darauf seht ihr schon den Wegweiser nach Crévoux. Nach der Überquerung des Torrent de Crévoux erreicht ihr euren Zielort über das kleine Bergdörfchen La Chalp. Jetzt habt ihr euch eigentlich eine Belohnung verdient. Schaut euch dazu mal kurz unseren Tipp zu den Einkehrmöglichkeiten an.
Einkehrmöglichkeiten auf der Offroad Strecke über den Col du Parpaillon
Die Route du Parpaillon wird im Vergleich zu den umliegenden Passstraßen nur wenig frequentiert. Schließlich können ausschließlich 4x4 Offroad Fahrzeuge und Enduros diesen Challenge bewältigen. Deshalb bietet euch der Col de Parpaillon – wie viele andere kleine Passübergänge in den Alpen auch – keine Gipfelrestauration. Es lohnt sich einfach nicht, ein Restaurant oder eine Bar in einer so einsamen Gegend zu betreiben. Habt also genügend Snacks und isotonische Drinks in Reichweite, um die 30 Kilometer Inmidst of Nowhere locker zu überstehen.
Wer nach der gelungenen Überquerung des Col du Parpaillon hungrig geworden ist, sollte in Crévoux einen Stopp im Restaurant „Le Titilulu“ anvisieren. Unsere Crew hat dort in jeder Beziehung beste Erfahrungen gemacht. Das Essen schmeckte ausgezeichnet, der Service war topp und das Ambiente locker. Übrigens eignet sich „Le Titilulu“ auch für größere Gruppen. Wir saßen alle gemütlich draußen auf der Terrasse und genossen neben dem französischen Essen auch noch eine wunderschöne Aussicht. Hier die Quick-Facts zum Titilulu:
Restaurant „Titilulu“, 39 Rte de Pra Vesqua, 05200 Crévoux
Highlights auf der Offroad-Strecke über den Col du Parpaillon
Das absolute Highlight auf der Tour über den Col du Parpaillon war für uns die Durchquerung des alten Scheiteltunnels. Anfang Juli waren die beiden riesigen eisernen Torflügel zwar geöffnet, aber im stockfinsteren Inneren herrschten immer noch winterliche Bedingungen. Vereiste Stellen an den Tunnelwänden und tiefe Schlaglöcher voller Wasser: der 520 Meter lange Tunnel du Parpaillon ist genau das Richtige für Leute, die manchmal Lust auf einen kleinen Adrenalin-Kick haben.
Am Eingang zum Tunnel ist das Datum seiner Fertigstellung (1901) eingraviert. Er wurde von Architekten des französischen Militärs – le Génie – konstruiert, weil es andernfalls unmöglich gewesen wäre, den Passübergang im Frühling und im Winter zu nutzen. Trotz des ganzen Aufwands hat die französische Armee die Passstraße über den Col du Parpaillon nach einiger Zeit aber zugunsten der Straße über den Col de Var aufgegeben. Es stellte sich heraus, dass ein Großteil der Strecke im Winter regelmäßig unpassierbar wurde.
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