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Serpentinenstraße schlängelt sich durch eine grüne Gebirgslandschaft, beleuchtet durch Sonnenstrahlen
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Alles über 

die schönsten Alpenpässe

 

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von
Martin Schempp
zuletzt aktualisiert 30.07.2024

Die Hitparade der schönsten Alpenpässe

 

Würde man zehn Motorradfahrer nach dem ihrer Meinung schönsten Alpenpass fragen, bekäme man vermutliche zehn verschiedene Antworten. Wir sehen: Schöne Alpenpässe zu definieren, gleicht fast der Quadratur des Kreises. Denn schöne Alpenpässe sind für die einen mit Fahrspaß verbunden – satte Kurven, spitze Kehren, steile Auf- und Abfahrten, schnelle Tempopassagen. Für die anderen haben schöne Alpenpässe vor allem mit praller Natur, herrlichen Bergpanoramen, romantischen Seeufern, bunten Sonnenuntergängen und einsamen Picknicks auf Berghütten zu tun. Wie also, so haben wir uns in der BikerBetten-Redaktion gefragt, soll man denn eine Art Hitparade der schönen Alpenpässe aufstellen? Ist das überhaupt möglich?

 

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Ja, es ist möglich. Weil das Fahren an sich doch den wesentlichen Anteil am Motorradvergnügen hat. Erst danach kommt das, was sich links und rechts der Straße abspielt. Also haben wir bei der Auswahl schöner Alpenpässe das Fahrerlebnis zu zwei Dritteln gewichtet und den Rest wie Landschaft und Kultur mit einem Drittel.

 

Als Spitzenreiter unter den schönen Alpenpässen etablierte sich überraschend eindeutig das Stilfser Joch. 48 Kehren ins Glück – die Überquerung des 2.757 Meter hohen Stilfser Jochs ist und bleibt die Königsetappe einer jeden Alpenfahrt. Paart sie doch in einzigartiger Weise Fahrspaß (die 48 Kehren sind teils extrem eng und steil) mit Landschaftsgenuss (wie eine Murmelbahn ist die Trasse in den baumlosen Fels gehauen).

 

Nummer zwei in der Hitparade der schönen Alpenpässe ist das Pordoijoch in den Dolomiten. Mit 2.239 Metern gar nicht so spektakulär hoch, dafür aber mit 33 Serpentinen auf der Ost- sowie 25 Serpentinen auf der Westrampe ausgestattet. Und das bedeutet maximalen Fahrspaß. Die Maschine fällt von einer Schräglage in die nächste, hin und wieder kratzen die Fußrasten, man fährt sich auf dieser Passstraße in einen regelrechten Rausch.

 

Nach zweimal Italien führt uns Platz drei der Rangfolge der schönen Alpenpässe in die Schweiz. Und zwar auf den Großen St. Bernhard. Interessanterweise nicht, weil der 2.469 Meter hohe Schweizer Pass mit Superlativen glänzt. Nein, es ist diese Kombination aus hervorragend ausgebauter Fahrbahn, magischen Ausblicken ins Aosta-Tal, wagemutig in den Fels gebauten Serpentinen und einer Vielzahl knackiger Kurven und Kehren, die den Großen St. Bernhard auf die vordersten Plätze der schönen Schweizer Alpen Pässe führen. Empfehlenswert ist übrigens die Fahrtrichtung von Süd nach Nord.

 

Platz vier der schönen Alpenpässe bleibt in der Schweiz. Es ist der St. Gotthard, der wieder einmal auch den erfahrensten und verwöhntesten Bergspezialisten in seinen Bann zieht. Seit dem Ausbau der südlichen Abfahrt ist der St. Gotthard in seiner ganzen Länge problemlos zu befahren. Was ihn aus der Vielzahl der schönen Alpenpässe heraushebt, ist seine alte Südtrasse. Die wurde 1830 für Postkutschen angelegt und hat seitdem ihren wilden Charakter bewahrt. 24 Serpentinen führen vom 2.109 Meter hohen Sattel auf Kopfsteinpflaster hinab nach Airolo – hier sind Gefühl und Erfahrung verlangt. Dazu ist vorher die Rast in der kargen Einsamkeit der Passhöhe genau die richtige Vorbereitung.

 

Rang fünf der schönen Alpenpässe geht mit dem Col d‘Iseran an Frankreich. Denn was uns das Straßenbauamt zwischen Val d’Isère im Norden und Bonneval-sur-Arc im Süden vors Vorderrad wirft, ist wirklich allererste Sahne. Der Col d’Iseran gehört deshalb zu den fahrerischen Höhepunkten einer Tour über die schönen Alpenpässe. Fahrerisch bedient er uns mit einer ausgewogenen Mischung aus relativ breitem Asphalt, runden, gut einsehbaren Kehren und geschmeidigen Serpentinen. Das alles lässt einen flotten Strich zu. Unterbrochen nur für den Fotostopp am meistfotografierten Passschild der französischen Alpen.

 

Auch Platz sechs der schönen Alpenpässe bleibt in Frankreich – der Col de Restefond/la Bonette. Es ist nicht die absolute Höhe von 2.802 Metern, die diesen Pass so einzigartig macht. Was uns wirklich sprachlos werden lässt, ist die Abgeschiedenheit und Kargheit dieser Ecke der französischen Alpen. So rau und bizarr ist keiner der anderen schönen Alpenpässe. Dass der Fahrspaß nicht zu kurz kommt, dafür sorgen Kurven, Kehren und Serpentinen am Fließband. Die oft schlechte Fahrbahn birgt eine echte Herausforderung fürs Fahrwerk. Sind die Schlangenlinien an den Ruinen einer Kaserne vorbei hinauf zum Restefond noch leicht zu bewältigen, entpuppt sich die Umrundung der Cime de la Bonette als anspruchsvolle Angelegenheit: sehr schmale Fahrbahn, kaum Seitensicherung, tiefe Abgründe. Da muss die Fahrtechnik sitzen.

 

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Von Frankreich geht es nun nach Österreich. Platz sieben in der Hitparade der schönen Alpenpässe für die Großglockner-Hochalpenstraße. Und das verdient. Denn mit dieser Kombination aus traumhaften Bergpanoramen und herrlichen Kurven ist der Großglockner etwas für jeden Geschmack. Ob Schräglagensammler oder Naturfreak - auf dieser rund 40 Kilometer langen Route wird jeder glücklich. Unbedingt zu empfehlen sind zwei Abstecher: Der zur Edelweißspitze, deren steile Auffahrt etwas heikel ist. Und der einfachere Abstecher zur Kaiser-Franz-Josephs-Höhe.

 

Fahrspaß pur verspricht das Timmelsjoch. Und landet damit auf Platz acht der schönen Alpenpässe. 2.747 Meter hoch, auf österreichischer Seite an der Grenze zu Italien gelegen, ist das Timmelsjoch ein Muss für jeden Kurvenfanatiker.

 

Rang neun der schönen Alpenpässe verdient sich die Silvretta-Hochalpenstraße. Es gibt sicher aufregendere und kurvenreichere Passstraßen, aber kaum eine verwöhnt uns mit solchen grandiosen Aussichten wie diese 38 Kilometer lange Route. Seit 1963 verbindet sie die Vorarlberger Region Montafon mit dem Tiroler Paznauntal. Der Einstieg in den Kurvenspaß beginnt in Partenen. Dann warten 16 Kilometer voller perfekt angelegter Serpentinen, Steigungen bis zu 14 Prozent sowie ein Höhenunterschied von rund 1.000 Meter. Top Fahrbahn, gute Übersicht. Das Sahnehäubchen am Ende der Strecke ist die Aussicht von der Bieler Höhe auf den vergletscherten Piz Buin.

 

Mit Platz zehn unter den schönen Alpenpässen honorieren wir einen gerne unterschätzen Pass – das Penser Joch in Südtirol. Als wenig beanspruchte Alternative zur Brennerautobahn und zum Jaufenpass entführt uns die Strecke über das 2.214 Meter hohe Penser Joch auf verschlungenen Pfaden in eine einsame, karge Bergregion. Ihre bestens gepflegte Trasse ist gespickt mit Kurven und Kehren und lässt sich rund und harmonisch befahren. Abseits touristischer Trampelpfade ist das Penser Joch eine Empfehlung für Individualisten.

Zwei außergewöhnliche Rundtouren

Zuletzt hätten wir von der BikerBetten-Redaktion noch zwei Tipps für zwei außergewöhnliche Rundtouren, die einige der wirklich schönen Alpenpässe miteinander verbinden.

 

Die erste findet in der Schweiz statt und startet an der südlichen Auffahrt zum St. Gotthard in Wassen. Dort rechts ab hinauf zum Sustenpass (2.224 m). Im Tal in Innertkirchen links ab hoch zum Grimselpass (2.165 m). Danach entweder nach links zum Furkapass (2.436 m) und zurück nach Wassen. Oder nach rechts ein Stück ins Rhônetal und dann weiter über den Nufenenpass (2.478 m) und den St. Gotthard (2.109 m) nach Wassen.

 

Die zweite Rundtour der schönen Alpenpässe verläuft in den Dolomiten und heißt Sella-Runde. Ein Klassiker, selbstverständlich. Und gerade deshalb das Mekka für jede Schräglagen-Pilger. Vier Pässe versammeln sich auf knapp 100 Kilometern: Sellajoch, Pordoijoch, Grödner Joch und Campolongo. Das ergibt maximalen Fahrspaß und eine unter den schönen Alpenpässe einzigartige Pässedichte.

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