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    Italien / Piemont
    Von Turin, der Hauptstadt der Region Piemont, führt diese Tour auf abgelegenen Bergsträßchen Richtung Süden nach Cuneo. Das Salz in der Suppe dabei sind die geschotterte Überquerung des Colle delle Finestre und die auf ihn folgende Assietta-Kammstraße. Auf Italienisch heißt sie Torino, „kleiner Bulle“. Deshalb hat die Stadt Turin in ihrem Wappen auch einen Bullen. Hier in der fruchtbaren Ebene des Po siedelten schon die Kelten, dann kamen die Römer, deren schachbrettartiger Städtebau sich bis heute erhalten hat. 1861 wurde Turin Hauptstadt des neuen Königreichs Italien, 1899 wurde Fiat gegründet, und nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich Turin endgültig zur Weltstadt, die jedoch trotz Industrialisierung ihren Charme bewahrt hat. Über Land geht es Richtung Westen aus Turin hinaus nach Almese. Jetzt heißt es, alle Sinne schärfen, denn ein kurzer, knackiger Ausflug befördert uns aus dem Val di Susa hinaus in alpine Höhen. Zunächst sind es die Kurven und Serpentinen des Col del Lys (1.314 m), die einen Felsenhang queren und eine Menge Spaß machen. Die Passhöhe bietet einen weiten Blick in die Tiefebene und ein Café mit klasse Cappuccino. Der nördliche Abstieg findet zwar auf schmaler Trasse statt, ist jedoch gut ausgebaut und serviert mehrere schöne Serpentinen. Unten im Val di Viú angelangt, legen wir die Maschine gleich wieder in eine Linkskurve und nehmen uns den Colle del Colombardo vor. Dessen damals noch recht grobe Naturpiste wurde 2007 saniert und mit feinem Schotter überzogen. So stellt der Colombardo heute auch Fahrer von reinen Straßenmotorrädern vor keine Probleme. Unterhalb des 1.898 Meter hohen Sattels steht die hübsche Kapelle Madonna degli Angeli, die noch heute das Ziel jährlicher Pilgerfahrten ist. Sie dient Wanderern und Hirten als Unterkunft und Übernachtungsplatz. Zurück im Susa-Tal fahren wir ab Condove westwärts Richtung Susa. Am Fluss Doria Riparia gelegen und von den Kelten gegründet, galt Susa immer als wichtiger Handelsort zwischen den transalpinen Routen. Ein keltischer Fürst war es auch, der sich mit den Römern gut verstand und zu Ehren von Kaiser Augustus im Jahr 9 v. Chr. den Augustusbogen errichten ließ, für den Susa heute bekannt ist. Durch ihn floss damals der Verkehr von Turin nach Gap. Geschottert wie einst ist noch heute die Auffahrt zum Colle delle Finestre (2.176 m). Allerdings so fein, dass das Befahren auch mit einer Straßenmaschine eine einfache Angelegenheit darstellt. Selbst die Radprofis des Giro d’Italia nehmen den Schotter des Finestre regelmäßig unter die schmalen Rennreifen, zuletzt im Jahr 2018. Der Scheitel des Colle delle Finestre ist gleichzeitig Einstieg zur Assietta-Kammstraße. Ursprünglich als Militärstraße zur Versorgung der italienischen Truppen im Ersten Weltkrieg erbaut, ist sie heute eine viel besuchte Spielwiese für Offroadfans im Motorrad- und Fahrradsattel. Da der Verkehr in den letzten Jahren so enorm zugenommen hat, wurde die rund 34 Kilometer lange Piste mittlerweile im Juli und August mittwochs und samstags zwischen 9.00 und 17.00 Uhr für jeglichen motorisierten Verkehr gesperrt. Der Belag der Kammstraße ist fast durchgehend ordentlich befahrbar. Eine gewisse Herausforderung stellt allerdings der Anstieg zum Monte Genevris (2.533 m) dar. Auf eineinhalb Kilometer gilt es, 15 Prozent Steigung zu überwinden. Bei Nässe kann aus der harmlosen Piste leicht eine heikle Angelegenheit werden. Am Colle Basset (2.424 m) gabelt sich die Route. Rechts ab geht es ins Susa-Tal, wir biegen links hinunter nach Sestriere ab. Der Wintersportort liegt auf 2.035 Meter Höhe und wurde in den 1930er-Jahren von Fiat-Gründer Agnelli für die Skifahrer erschlossen. Gelassen pendeln wir durch die langen Schleifen des Valle del Chisone und gelangen nach Pinerolo. Eine Runde um die Piazza Fontana, den zentralen Platz der alten Festungsstadt, dann weiter Richtung Süden über Barge nach Paesana. Von dort aus zielt ein Abstecher entlang des Po-Tales hinauf zum Pian del Re. Dessen flacher Kessel bildet das Ende des Tales und hält einen traumhaften Blick auf den imposantesten Gipfel der Cottischen Alpen bereit, den 3.841 Meter hohen Monte Viso. Zurück in Paesana folgen wir weiter dem Lauf des kleinen Po, zweigen kurz vor Saluzzo rechts ab und gelangen ins Valle Varaita. Ein paar Kilometer talaufwärts, dann beginnt im Ort Sampéyre die Anfahrt zum gleichnamigen Pass (2.284 m). Sehr schmal, sehr kurvenreich, sehr verkehrsarm – so lässt sich die durchgehend asphaltierte Passage des Colle di Sampéyre beschreiben. Die letzte Bergetappe dieses Tages erklimmt kurz hinter Stroppo den Colle Valcavera. Das tut sie auf asphaltierte, teils aber recht holperige Art und Weise. Vorbei am 2.416 Meter hohen Sattel folgt die Route dem Flüsschen Arma und trifft in Demonte auf die Hauptstraße, die uns schließlich nach Cuneo zum Ziel des Tages bringt. Tourlänge: ca. 380 km Roadbook: Turin – Almese – Colle del Lys – Colle del Colombardo – Condove – Menólzio – Colle delle Finestre – Assietta-Kammstraße – Sestriere – Perosa Argentina – Pinerolo – Barge – Paesana – Piano del Re – Paesana – Saluzzo – Frássino – Sampéyre – Colle di Sampéyre – Stroppo – Colle Valcavera – Demonte – Cuneo Highlight: Klassizistisches Juwel Cuneo. Den vielen Kriegen des Mittelalters ist es zu verdanken, dass die Provinzhauptstadt heute mit geschlossener Bausubstanz aus dem 19. Jahrhundert glänzt. Zum Beispiel auf der großartigen, von Arkaden gesäumten Piazza Galimberti. Colle delle Finestre 2176 15% 11-5 41km Colle di Valcavera 2416 13%     10-5 44km
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    Irland / Cork - Kerry
    Diese Runde um die irische Halbinsel Iveragh gehört zu den schönsten Küstenstraßen Europas. Faszinierende Natur, traumhafte Panoramen und Fahrspaß ohne Ende machen den Ring of Kerry garantiert unvergesslich. Es ist kein Geheimnis – der Ring of Kerry präsentiert Irland von seiner schönsten Seite. Für uns ist die Rundstrecke um die Halbinsel Iveragh im Südwesten Irlands die faszinierendste Küstenstraße Europas. Nirgendwo sonst liegen so geballt so viele Naturschönheiten beieinander. Seinen Beginn nimmt der Ring of Kerry in Killarny. Die Stadt zu Füßen der Macgillycuddy’s Reeks, Irlands höchstem Gebirgszug, liegt direkt am Ufer des Lough Leane und am Rand des Killarney-Nationalparks. In die Stadt locken unzählige Unterkünfte, nette Läden, urige Pubs und natürlich die grandiose Umgebung. In die starten wir gleich in Killarneys Süden, lassen die nette Stadt hinter uns und nehmen Kurs auf Muckross. Das ist vor allem bekannt durch Muckross House, ein bildschöner herrschaftlicher Sitz mit einer tollen Parkanlage, die sich durchaus zu besichtigen lohnt. Und kaum haben wir auch Muckross verlassen, führt die Strecke spektakulär oberhalb des Upper Lake am Aussichtspunkt Ladies View vorbei. Hier war Königin Victoria bei ihrem Besuch im Jahr 1861 verständlicherweise so begeistert vom herrlichen Panorama, dass der Blick über die Seen von Killarny nach ihr benannt wurde. Nur wenige Minuten weiter liegt mit der Passhöhe Moll's Gap gleich der nächste spektakuläre Höhepunkt auf der Strecke. Vom 263 Meter hohen Pass geht es hinunter an die fjordähnliche Bucht Kenmare River. Hier zeigt sich auch, warum wir wärmstens empfehlen, die Ringstraße im Uhrzeigersinn zu befahren. So ist man beim Linksverkehr den tollen Aussichten hinaus aufs Meer noch ein Stückchen näher, außerdem dürfen Busse und schwere Lastwagen den Ring nur gegen den Uhrzeigersinn befahren. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass man als Motorradfahrer nicht hinter den dicken Kisten her krebsen muss. Entlang der herrlichen Küste haben wir bald Sneem erreicht. Das farbenfrohe Städtchen besticht vor allem durch seine knallbunt gestrichenen Häuser und die netten Pubs. Über Castlecove und Westcove erreichen wir schnell den Küstenort Caherdaniel. Ein Abstecher von hier hinaus zum Kap Lamb's Head über die schmale und schöne Nebenstrecke entlang der Küste ist ein Muss. Zurück auf dem Ring überqueren wir bald den aussichtsreichen Coomakesta Pass und trudeln in Waterville an der Ballinskelligs Bay ein. Eine Statue erinnert hier an Charlie Chaplin, der einst viel Zeit in dem netten Küstenort verbrachte. Gut sechs Kilometer nördlich biegen wir ab von der eigentlichen Ringstraße, orientieren uns an den Schildern nach Portmagee. Bei dem schönen Fischerort führt nicht nur eine Brücke hinüber auf die Insel Valencia Island, hier legen auch die Boote hinüber auf die Insel Skellig ab. Das urige Eiland ist spätestens seit Star Wars weltbekannt – hier traf am Ende von „Das Erwachen der Macht“ Rey auf Luke Skywalker in der gigantischen Kulisse der Skellig Michael. Aber Achtung, die Überfahrt ist nur für raue Naturen geeignet. Die 90minütige Passage auf den kleinen Booten durch die Irische See kann ziemlich heftig werden und selbst bei ruhiger See ist das Aus- und Einsteigen an der steilen Klippe der Insel nicht ganz einfach. Mit der Valencia Island Ferry am östlichen Ende der kleinen Insel erreichen wir bald wieder die Ringstraße und rollen bald in Cahersiveen aus. Auch dieser nette Ort begeistert durch die vielen bunten Häuser. Hier kann man sich auch prima in den unzähligen Restaurants stärken oder in den Cafés den leckeren irischen Apfelkuchen genießen. Entlang der Dingle Bay halten wir uns weiter gen Osten, passieren Kells und Killorglin und steuern wieder in Richtung Killarny. Zwar könnte man nun dort die Runde beenden, damit hätte man aber das fantastische Gap of Dunloe verpasst. Die bildschöne Strecke durch das urige Tal darf man keinesfalls verpassen. Sie beginnt bei Beaufort und führt eng und kurvenreich in Richtung des Upper Lakes, den wir schon vom Beginn dieser Runde kennen. Hier rollen wir durch die faszinierende Landschaft, die wir bereits vom Aussichtspunkt Ladies View genießen konnten. Vom Upper Lake geht es dann kurvenreich hinauf zum Pass Moll's Gap, wo wir wieder auf die ursprüngliche Ringstraße stoßen. Zurück nach Killarney quer durch den Killarny National Park ist es dann nur noch ein Katzensprung. Roadbook: Killarney, Muckross, Pass Moll's Gap, Kenmare, Sneem, Castlecove, Lamb's Head, Caherdaniel, Coomakesta Pass, Portmagee, Valencia Island, Cahersiveen, Kells, Killorglin, Beaufort, Gap of Dunloe, Pass Moll's Gap, Muckross, Killarney. Start- / Zielort: Killarney / Killarney Länge: 230 km Highlight: Lemonrock Motorcycle Tours – Der fantastische Trip rund um die Halbinsel Iveragh ist gar nicht so aufwendig, wie er auf den ersten Blick erscheint. Nur wenige Kilometer außerhalb von Killarny liegt der internationale Flughafen Kerry Airport. Der wird zum Beispiel von Ryanair für kleines Geld direkt von Frankfurt/Hahn angeflogen. Via Bus geht es dann nach Kerry und dort wartet das freundliche Team von Lemonrock Motorcycle. Die Motorradverleiher haben nicht nur bestens gewartete Motorräder und komplettes Equipment zu realistischen Preisen im Programm, sie bieten auch gleich komplette Touren – geführt oder nicht geführt. Alle Infos dazu finden sich im Netz unter www.lemonrockbiketours.com.
    Schweiz / Basel-Zürich
    Jetzt mal ganz ehrlich. Appenzeller. Dieses Wort kennen die meisten doch nur von der Käsetheke. Warum also nicht mal ins Appenzeller Land touren, um seinen Horizont zu erweitern. Als Bonus wartet auf dieser Runde eine relaxte Mischung aus Hochalpen und Mittelgebirge auf uns. Übrigens: Diese Motorradtour ist eine 1.000 Alpenpässen und Motorradtouren der schönsten Regionen Europas auf BikerBetten.de. Für einen perfekten Überblick über die schönsten Motorradtouren in der Schweiz empfehlen wir Dir unsere nachfolgenden Motorradkarten: Tourenkarten Alpen Österreich Schweiz Folymap Alpenpässe Bikerbetten Motorradkarten-Alpen-Österreich-Schweiz Wissbegierig und für alles offen klinken wir uns heute Morgen in Hittisau in die Tagestour ein. Die führt zunächst auf kurvenreichen Landsträßchen nach Scheidegg, von wo sich weite Ausblicke hinab zum Bodensee zeigen. Zeit für Mensch und Maschine, miteinander warm zu werden. Zum ersten Mal sportlich wird es dann bei der Überquerung des Bregenzer Hausbergs, des Pfänders. Schräglagenintensiv wedelt die Fahrbahn durch Almen und Wälder am 1.064 Meter hohen Pfänder vorbei hinab zum Bodensee. Dort heißt uns die Festspielstadt Bregenz willkommen, auf deren Seebühne jedes Jahr während der Spielsaison große Opern aufgeführt werden. Einmal durfte sie schon als Kulisse für einen James-Bond-Film herhalten. In „Ein Quantum Trost“ scheucht Daniel Craig geschickt eine Bande Bösewichte auf, die sich unter den Zuschauern versteckt hält. Gelungen ist diese Episode vor allem durch den raffinierten Zusammenschnitt der Verfolgungsjagd durch die Theaterkulissen mit der echten Handlung der Oper „Tosca“ auf der Bühne. Hinter der Schweizer Grenze geht es dann auch schon hinein in die Mittelgebirgsregion des Appenzeller Landes, Namensgeber für den würzigen Schnittkäse aus der rohen Kuhmilch. Die runden Laibe sind 20 bis 30 Zentimeter im Durchmesser und können bis zu acht Kilo wiegen. Eine Besonderheit des Appenzeller ist die Behandlung während der Reifung mit einer speziellen Flüssigkeit. In die so genannte „Sulz“ kommen Wein, Hefe, Salz und Gewürze hinein. Wer weiß denn sowas? Locker kurven wir zwischen sanften Hügeln und prallen Wiesen hindurch nach Altstätten. Die traditionsreiche Marktstadt besitzt einen der schönsten historischen Kerne der Ostschweiz. Wie gemacht für den ersten Stopp und einen Spaziergang in überdachten Laubengängen. Auch das kurz danach folgende Städtchen Appenzell ist es wert, den Motorradsattel zu verlassen. Zu romantisch sind seine Häuser mit ihren bemalten Fassaden, zu gemütlich die Cafés. Außerdem gibt es hier wieder etwas zu lernen. Die Brennerei „Appenzeller Alpenbitter“ verrät zwar nicht ihr gut gehütetes Familiengeheimnis, doch bei einer Führung erfährt man viel über diesen Likör, der 42 Kräuter, Blüten, Wurzeln und Gewürze enthält. Im angrenzenden Shop gibt es Flaschen in allen Größen. Ein ideales Mitbringsel. Wesentlich älter als Appenzell ist Urnäsch, wo wir einige kurvige Bergstraßenkilometer weiter einlaufen. Sein alter Name „Urnasca“ wurde bereits im 9. Jahrhundert urkundlich erwähnt. Gleich hinter dem Ortsschild hageln die ersten Schräglagen und Ausblicke auf den mächtigen Block des Säntis, des mit 2.502 Metern höchsten Berg der gesamten Ostschweiz. Zügig wedeln wir hinauf zum Schwägalppass, auf dessen 1.278 Meter hohen Kuppe sich ein Motorradtreff etabliert hat. Oder „Töfftreff“, wie die Schweizer sagen. Pause im Restaurant mit Aussicht? Klarer Fall. Gegenüber grasen auf steilen, grünen Almen die Kühe. Gehütet werden sie hier von den Appenzeller Sennenhunden. Die sind zwar weniger bekannt als ihre Gegenstücke aus Bern, machen ihre Arbeit aber genauso gut. Sie kennen ihre Herde ganz genau und können auch eine große Anzahl verstreuter Tiere zusammentreiben. Bildungslücke geschlossen. Flüssig laufen die Kurven hinab nach Neu St.-Johann unter den Rädern durch. Wie fast überall in der Schweiz auf griffigem, gut gepflegtem Asphalt. Die Schweizer wissen eben, wie man Bergstraßen baut. Danach geht es über das 1.090 Meter hoch gelegene Wildhaus runter ins Tal nach Grabs. Das malerische Feldkirch mit seiner Marktgasse lassen wir links liegen, fahren weiter nach Rankweil, um dort rechts ins Laternser Tal einzubiegen. Dieses Hochtal erscheint dem Besucher wie eines der letzten Paradiese, Geist und Körper dürfen sich erholen. Wie im Rausch wedeln wir das Furkajoch hinauf (1.761 m). Radien jeglicher Größe und kein Ende in Sicht. Die Fahrbahn ist mal schmal, mal sehr schmal. Selbst die Durchgangsstraße von Damüls ist mit Kehren gespickt. Da kommen die hübschen Straßencafés des Ortes genau richtig. Lust auf einen Abstecher? Rechts ab geht es hoch zum Faschinajoch (1.486 m). Der Name leitet sich von „Fassia“ ab, was soviel wie „ein Streifen Wiese“ bedeutet. Der Name ist Programm. Die Straße schneidet durch saftig grünes Gras, rechts und links der Fahrbahn stehen Heuschober und mit Schindeln verkleidete Häuser, der Wald hält respektvoll Abstand. Ein rasantes Kurvengeschlängel führt hinauf zur Skistation, deren Restaurants auch im Sommer geöffnet haben. Glücklich und mit Germknödel in Vanillesauce im Bauch nehmen wir uns die letzten Kilometer vor, die locker-lässig über Mellau hinüber nach Hittisau zum Ende dieser Bildungstour führen. Tourlänge: ca. 300 km Roadbook: Hittisau – Scheidegg – Pfänder – Bregenz – Höchst – Altstätten – Appenzell – Urnäsch – Schwägalppass – Neu St. Johann – Alt St. Johann – Wildhaus – Feldkirch – Rankweil – Furkajoch – Faschinajoch – Au – Mellau – Egg – Hittisau Highlight: Töfftreff Schwägalp. Dieser Motorradtreff ist einer der beliebtesten und schönsten in der Schweiz. Aufgepasst: Von der Passhöhe führt eine Stichstraße hoch zur traumhaft gelegenen Hochalpe. Motor aus, Helm ab und mit der Gondel rauf auf den Gipfel des 2.502 Meter hohen Säntis. Pässe-Info: Pfänder                        1064     13 %    -          9km Schwägalpstraße /Pass? 1360     12 %    -           22km Furkajoch                     1760     14 %  11-5        23km Faschinajoch                1486     14 %    -            6km
    Deutschland / Hunsrück
    Jahrhunderte lang galt der abgelegene und einsame Hunsrück als Arme-Leute-Land. Erst mit dem Bau der Hunsrück-Höhenstraße 1939 änderte sich das. Allerdings nicht zu sehr, sodass die Region noch heute ein Paradies für Naturliebhaber im Motorradsattel ist. Im Startort Hermeskeil liegt gleich am Eingang das Dampflokmuseum. Für Eisenbahn-Freaks ein Muss, alle anderen fahren weiter zur Flugausstellung von Hermeskeil. Diese größte private Flugzeugausstellung Europas öffnet ihre Tore in dem Ortsteil Abtei und ist ab Hermeskeil bestens ausgeschildert. Auf einsamen Pfaden geht es weiter in Richtung Birkenfeld. Das Motto der Etappe könnte heißen: Hunsrück für Anfänger. Ein sauber asphaltiertes Sträßchen zirkelt mit abwechselnden Radien durch ein weitläufiges Waldgebiet. Hier darf nach Herzenslust am Quirl gedreht werden. Diese Wälder sind ein Teil des Naturparks Saar-Hunsrück. 1980 eröffnet, soll der 2.000 Quadratkilometer große Park dem Wild und den Pflanzen der Region Schutz bieten. Das Konzept kommt an. Neben Rehwild und Rotwild, Wildschweinen, Hasen und Füchsen sind mittlerweile auch wieder Wildkatzen heimisch geworden. Aus Birkenfeld hinaus folgen wir der Beschilderung Morbach. Die B 269 nimmt uns auf. Sieht auf der Karte gar nicht uninteressant aus: Viele Krümmungen, grüne Einfassung. Und tatsächlich erweist sich diese Bundesstraße als eine Art Bilderbuch-Motorradstrecke. Kurven ohne Ende, astreiner Belag. Nach etwa fünf Kilometern Blinker rechts Richtung Oberhambach und Hattgenstein. Das schmale Sträßchen, das jetzt zwischen Wiesen und Feldern umherturnt, sieht vermutlich selten ein fremdes Kennzeichen. Ebenso den Reifen eines Motorrades. Traktoren, Milchlaster und die Kombis von Kleingärtnern bevölkern den Asphalt. Es grünt so grün. Wohin das Auge blickt – überall drückt die Farbe Grün der Landschaft ihren Stempel auf. Ungemein beruhigend. Diese Gegend sollte es auf Krankenschein geben. In Kirschweiler links ab Richtung Morbach. Ein gutes Dutzend Kurven folgen, dann wartet die vermutlich längste Gerade im ganzen Hunsrück. Von Bruchweiler bis nach Morbach bewegt sich der Lenker so gut wie keinen Millimeter. Sechs Kilometer geradeaus. Die Bäume flitzen vorbei wie Schatten. Der Fahrbahnbelag spielt mit, und man ist geneigt, das Tempolimit auf außerörtlichen Straßen um ein gewisses Maß zu überschreiten. Am Ortsausgang von Morbach geht die B 327 in Richtung Hermeskeil gleich richtig zu Sache. In wilden Serpentinen stürzt sie sich ins Dhrontal hinab und auf der anderen Seite wieder nach oben. Kurvenreich geht es weiter. Kaum kommen Bremsen und Getriebe zur Ruhe. Kurz vor Thalfang rechts ab Richtung Neumagen-Dhron. Weiter geht es über die Dörfer nach Horath. Dort findet das Vorderrad plötzlich einen Serpentinenaufstieg. Hinter dem Ort weist das Schild Piesport den Weg. Der Abstieg hinab zur Mosel gestaltet sich überraschend brav. Keine Kurven, nur eine sanft geschwungene lange Gefällstrecke. Auf einmal tauchen Weinberge auf, dann steht man auch schon an der Kreuzung nach Piesport. In dieser Region ging es den Menschen schon immer gut. Prachtvolle Weinhöfe, schöne Kirchen und die Reste römischer Gebäude zeugen davon. Eines von ihnen, eine Kelteranlage, wurde ausgegraben, restauriert und kann besichtigt werden. Dazu fährt man am Kreisverkehr von Piesport dem Schild Römische Weinkelter nach, überquert die Mosel und sieht die Anlage schließlich vor sich in den Weinbergen stehen. Die Zufahrt ist frei, Hinweistafeln erläutern die Arbeitsweise der Kelter Auf der Höhe von Trittenheim lassen wir den Fluss hinter uns und biegen schräg nach links in die Weinberge ab. Auf etwas holperigem Belag geht es leicht bergan. Eine Serpentine, dann taucht nach ein paar hundert Metern an der linken Straßenseite der ultimative Mosel-Aussichtspunkt auf. Der Blick ist gewaltig: Unten im Tal der Fluss und seine 180-Grad-Schleife, die Dächer von Trittenheim, die steilen, rebenbewachsenen Hänge, das Grün der Weinblätter, das Dunkelgrau des Schiefers. Dieses Panorama lässt sich auch sehr gut von der Terrasse des gegenüberliegenden Hotels aus bewundern. Ab hier heißt die Generalrichtung Hermeskeil. Der unbekannte Teil des Hunsrücks ruft. Die ersten Kilometer begleitet die Route die Kleine Dhron, die hier gar nicht so klein ist, sondern als erwachsener Bach der Mosel entgegenströmt. Die Straße macht dem Anhänger eines flüssigen Fahrstils jede Menge Freude. Mit ihrem frischen Belag, ihrer guten Einsehbarkeit und ihren schnellen Wechselkurven sorgt sie dafür, dass das Reifenprofil auf seiner ganzen Fläche genutzt wird. Ein paar Mal kreuzt die Strecke von Ost nach West verlaufende Querverbindungen, tauscht ihren guten Belag zwischendurch kurz gegen einen Flickenteppich und erklimmt in einigen engen Kehren die Hochfläche des Hunsrück. Roadbook: Hermeskeil – Birkenfeld – Hattgenstein – Kirschweiler – Bruchweiler – Morbach – Immert – Neumagen-Dhron – Piesport – Trittenheim – Bescheid – Hermeskeil (ca. 150 km) Highlight: Café Concorde In der Flugausstellung Hermeskeil warten über 100 Propellermaschinen, Düsenjets und Hubschrauber. Die Bandbreite reicht vom Uralt-Segler über Weltkriegsmaschinen bis zum modernen Düsenjäger. Majestätische alte Damen der Zivilluftfahrt wie die Super-Constellation sind ebenso vertreten wie die fliegenden Kampfmaschinen aus der Zeit des Kalten Krieges. Den Schlusspunkt des Besuchs setzen Kaffee und Kuchen an Bord der Concorde. Der elegante Überschallvogel ist ein Nachbau und nur im Bereich des Cockpits im Originalzustand. Motorradtreffs: Stippshausen: Gasthaus Zum Dicken Hännes, nahe des Flugplatzes Hahn, Biergarten, Grillgerichte, Chef fährt Moto Guzzi.
    Deutschland / Eifel
    Gerolstein? Kommt da nicht das Mineralwasser her? Exakt. Wer Ruhe sucht, ist hier richtig. Denn die großen Eifelstraßen umgehen diese Gegend geflissentlich und sparen so einen Landstrich aus, in dem die Natur tatsächlich noch in Ordnung ist. Waldsterben, Umweltverschmutzung? Noch nie gehört. Der Ort Pelm, östlich von Gerolstein, eignet sich gut für den Einstieg in die Tour. Er wird überragt von der Kasselburg, einer wuchtigen Anlage aus dem 15. Jahrhundert. Die Burg ist eine der größten in der Eifel. Im 18. Jahrhundert wurde sie zerstört, danach aber wieder originalgetreu aufgebaut. Heute beherbergt sie einen Adler- und Wolfspark. Ab Pelm bringt uns ein ordentlich asphaltiertes Sträßchen auf eine Hochfläche und zielt dort in eleganten Bögen in Richtung Steinborn. Schöne Serpentinen führen hinab in den Ort. In Pützborn kann man entweder zuerst beim Bikertreff Alte Schmiede vorbeischauen oder direkt nach rechts auf die B 257 abbiegen. Pützborn verschwindet im Rückspiegel, während die Bundesstraße eine Anhöhe erklimmt und den Ort Oberstadtfeld erreicht. An dessen Ende zweigt in einer Rechtskurve nach links der Weg Richtung Schutz ab. Wir folgen ihm und landen auf einer idyllischen Talstraße, die sich am Ufer der Kleinen Kyll entlangschlängelt. Das Tal wird enger, die Fahrbahn holperiger. Die Schräglagen scheinen nicht mehr aufzuhören. Hinter Schutz sorgt eine Handvoll Kehren bergauf in Richtung Deudesfeld dafür, dass die Gedanken nicht völlig an der langen Leine laufen. Oben geht es mit der Kurverei weiter. In Deudesfeld rechts ab nach Meisburg. Kurve an Kurve und noch lange kein Ende in Sicht. Hinter Meisburg überqueren wir die B 257. Die Bäume stehen so dicht an der Straße, dass sich ihre Äste über unseren Helmen berühren. Salmer Forst nennt sich dieses riesige zusammenhängende Waldgebiet. Benannt nach dem Ort Salm, einem stillen, abgelegenen Dörfchen. Man kann die Ruhe fast greifen. Kein Auto, keine Chaussee, und niemand in unserer Näh’. Wie damals bei den Comedian Harmonists. Hinter Salm reicht es gerade zu einem kurzen Rundblick über die Eifelhöhen, dann sackt uns der Wald wieder ein. Die nun folgenden Kilometer bis Büscheich entpuppen sich als absoluter Traum. Denn zu der romantischen Waldlandschaft gesellt sich eine fantastische Kurvenstrecke. Radien jeglichen Durchmessers greifen nach dem Motorrad, die Reifen beißen sich in den rauen Asphalt. Gegenverkehr? Gleich Null. Erst am Ortsschild von Gerolstein findet der Kurvenspaß sein Ende. Gleich rechts liegt der Eingang zur Fußgängerzone. Ein guter Platz für eine Pause. Einen Kilometer lang geht es nun in Richtung Prüm, bis uns ein Abzweig mit der Ausschilderung Kyllburg ins Tal des Flüsschens Kyll bringt. Nach der anstrengenden Kurverei durch den Salmer Forst bringt dieses reizende Tal nun etwas Entspannung. Das erste Mal in die Bremsen steigen sollte man in Mürlenbach. Hoch über dem Ort thront nämlich die Bertradaburg. Um in den Burghof zu gelangen, umgeht man die Anlage und fährt sie von hinten an. Ab  Densborn können wir in vollen Zügen das schmale, holperige Sträßchen genießen, das sich nun dicht an der Kyll entlang in Richtung Kyllburg windet und nach einigen ganz brauchbaren Kehren schließlich in den kleinen Luftkurort einläuft. An dessen Ortsende schwenkt die Route nach Malberg ab. Eine markante Burg aus hellbraunem Tuffgestein prägt das Gesicht des Ortes. In Malbergweich erreichen wir die Eifelhochfläche, in Neuheilenbach überqueren wir die Hauptstraße und fädeln uns auf der anderen Seite in einen asphaltierten Waldweg ein. Sperrschild? Keines zu sehen. Logisch, denn dieser verträumte Weg ist offiziell befahrbar. Drei Kilometer lang entführt er uns in die entrückte Welt des finsteren Eifelwaldes. Kein Laut, kein Zeichen von Zivilisation. Nur das von den Bäumen zurückgeworfene Echo der Maschine ist zu hören. Das Wahrzeichen von Schönecken, seine imposante Burg, ist schon aus einiger Entfernung zu sehen. Im Ort heißt es links bergauf nach Seiwerath. Kurven wie am Fließband. Man ist fast alleine auf der Straße. Weite Ausblicke hinüber nach Gerolstein und zum Kylltal folgen. Kein Wunder, schließlich erreicht die Fahrbahn die 540-Höhenmeter-Marke. Die Etappe bis Balesfeld bedeutet richtig viel Arbeit. Die Kurvendurchmesser variieren ständig. Hinter Balesfeld wird es dann wieder ruhiger. Auf einer breiten Landstraße schwingen wir in Richtung Prüm. Gut einsehbare Biegungen, flottes Tempo. Erneut passieren wir Schönecken. Kurz vor Prüm biegt die Route rechts ab nach Fleringen und verwandelt sich sofort in ein unglaublich enges und kurviges Sträßchen der Kategorie Geheimtipp. Das zackt hinab nach Wallersheim und führt anschließend über Kopp und Hinterhausen nach Gerolstein zurück. Roadbook: Pelm – Steinborn – Pützborn – Schutz – Deudenfeld – Meisburg – Salm – Gerolstein – Mürlenbach – Kyllburg – Malberg – Neuheilenbach – Schönecken – Balesfeld – Pelm (ca. 150 km) Highlight: Unter der Obhut der Bischofs Wie viele Eifelstädtchen besitzt auch das besuchenswerte Kyllburg eine lange kriegerische Geschichte. Bis zum Jahr 1276. Damals errichtete der schlaue Bischof von Trier in Kyllburg einen Stift und machte es damit unantastbar. Denn wer heilige Mauern angriff, handelte sich den Bann der Kirche ein und war damit politisch und gesellschaftlich erledigt. Prädikat: unbedingt anhalten und ansehen. Motorradtreffs: Daun-Pützborn: Alte Schmiede, Imbiss und Snackbar. Dreis-Brück: Bikertreff im Landgasthof Beim Holzschnitzer.
    Deutschland / Niedersachsen
    Die 350 Kilometer lange Grüne Küstenstraße ist nichts zum Schräglagensammeln, sondern etwas fürs Gemüt. Entspannt dahinbummeln, die Seele baumeln lassen, Freiräume finden. Los geht es in Hamburg. Was muss man zur Hansestadt noch sagen? Eigentlich nichts mehr. Vielleicht, dass sie sich in den vergangenen Jahren zu einer Art Motorrad-Metropole gemausert hat. Zum Beispiel mit dem jährlich im Juni stattfindenden Motorradgottesdienst, dem Mogo, bei dem mehrere Zehntausende Motorradfahrer zuerst am Freiluftgottesdienst vor dem Hamburger Michel teilnehmen und anschließend zu einem gigantischen Korso durch die Stadt aufbrechen. Oder die Harley-Days. Die finden ebenfalls jedes Jahr im Juni statt und locken dabei über 70 000 Motorräder an. Altes Land ist Apfel-Land Die Route verlässt Hamburg durch das Alte Land in Richtung Stade. Das Alte Land ist Apfel-Land. Halb Norddeutschland wird von hier aus mit Äpfeln versorgt, was angesichts der riesigen Obstplantagen links und rechts der Straße niemanden wundert. Wir kommen durch das hübsche alte Jork, passieren Hollern und laufen schließlich in Stade ein. Stades historische Altstadt wird von rotem Backstein beherrscht – ganz typisch für norddeutsche Städte. Eine Waldetappe führt uns vorbei am Elmer See nach Elm, wo mit einer mächtigen Holländer-Windmühle eines der schönsten Denkmäler dieser Art steht. Weiter nach Bremervörde in Richtung Bremen. Teufelsmoor nennt sich dieser Landstrich. Waren Moore für die Menschen früher etwas Le- bensbedrohliches, so nutzt man sie heute, um Dünger, Brennmaterial und fruchtbare Äcker zu gewinnen. Jahrhundertelang versuchte man, die Moore trocken zu legen. Inzwischen besinnt man sich wieder ihrer Daseinsberechtigung und pf legt sie als ein Stück Natur, das in seiner Art nirgendwo anders vorkommt. Bevor wir Bremen erreichen, zweigt ein Abstecher der Grünen Küstenstraße nach Norden ab. Wir folgen ihm, denn er führt uns durch herrliche Alleen über Bremerhaven mit seinem fantastischen Schifffahrts- museum nach Cuxhaven, wo wir an der Strandpromenade entlangbummeln und Sonne, Sand und Meer genießen können. Für die Rückfahrt steht als Alternative die Landstraße am Meer entlang bereit. Das schöne Bremen Bremen. Auch dazu gibt es nichts mehr zu sagen. Marktplatz, Roland, Stadtmusikanten – wer das noch nicht kennt, muss es auf jeden Fall anschauen. Ist einfach zu schön. Dann weiter Richtung Oldenburg und in Höhe von Delmenhorst links ab Richtung Wildeshausen / Ganderkesee. Rund 25 Ortschaften umfasst die Gemarkung von Ganderkesee. Alle liegen in dem sogenannten Delmenhorster Geest. Was ist ein Geest? Wikipedia sagt: „Als Geest bezeichnet man eine Art Höhenrücken, der durch Sandablagerungen entstanden ist.“ Aha. Vom Geest kann man also aufs Moor schauen. So fügt sich alles zusammen. Auch Oldenburg ist eine längere Pause wert. Seine schönsten Gebäude gruppieren sich rund um den Markt- platz. Das ist praktisch, spart man sich auf diese Weise lange Wege. Wer will, kann sich noch das Schloss anse- hen, das von 1785 bis 1918 Residenz der Herzöge von Oldenburg war. Es ist ein Renaissance-Schloss, was be- achtenswert ist. Denn die meisten Re- naissance-Schlösser in Deutschland wurden von ihren umbauwütigen Be- sitzern in den nach der Renaissance angesagten Barockstil umgebaut. Zum Teil mit erschreckenden Folgen. Durch das Ammerland geht es nach Bad Zwischenahn und Westerstede. Dort liegt das Zwischenahner Meer, ein etwa 500 Hektar großer Binnensee. Ist euch übrigens schon aufgefallen, dass in Ostfriesland ein See ein Meer ist und das Meer die See? Tja, die Ostfriesen. Anschließend rollen wir durch den Staatsforst Kloster Barthe, das größte geschlossene Waldgebiet Ostfrieslands, und erreichen Leer. Das reizende Städtchen wird gerne als das Tor zu Ostfriesland bezeichnet. Auch hier herrscht Gemütlichkeit vor, was man mit einem Pausenkaffee honorieren sollte. Reisen bildet Auf einer Drehbrücke überqueren wir die Ems und nehmen Kurs auf Weener und Bunde. Was da links und rechts der Straße liegt, nennt sich Marschland. Das hat nichts mit Militärmusik zu tun, sondern ist Schwemmland, das an Norddeutschlands Küsten und Flussufern vorkommt. Es entsteht durch allmähliche Verlandung der Salzwiesen. Will man es urbar machen, muss man es trocken legen. Marsch, Geest, Moor – den Unterschied kapiert? So gerät die Fahrt auf der Grünen Küstenstraße sogar noch zu einem Einführungskurs in Sachen Land- schaftskunde. Am Ortsausgang von Bunde endet der deutsche Teil der Grünen Küstenstraße. Wer noch nicht genug hat von Sonne, Strand und Meer, kann einfach weiterfahren. Denn die Route setzt sich auf niederländischem Gebiet als „De Groene Kustweg“ fort. Na denn, gute Fahrt. TOURLÄNGE | 350 km REGIONALE MOTORRADTREFFEN Burweg: Burgerbus & Eusschmiede, Imbissbude mit Doppeldeckerbus, leckere Burger, gutes Eis. Dorum-Neufeld: Dorumer Tief, Bikertreff am Kutterhafen. Wremen: Parkplatztreff am Kutterhafen mit Traumblick auf die Wesermündung. Varel: Motorradtreff am Hafen. Uplengen-Großoldendorf: Ellli’s Bikertreff Wald- haus Hollsand, Traditionstreff.
    Kroatien / Dalmatien
    Für nicht wenige Kroaten gilt Brač als die schönste kroatische Insel der Adria. Für reisende Motorradfahrer bietet sie tolle Küstenstraßen, beeindruckende Panoramen und eine ganze Reihe netter, beschaulicher Dörfer. Das leckere Frühstück gibt es heute morgen in einem Café direkt am Fähranleger im Hafen des sympathischen Küstenstädtchens Makarska. So entgeht uns auch nicht die erste Fähre des Tages, die wir wenig später mit dem Motorrad entern. Unser Ziel ist Brač, die drittgrößte Insel in der Adria. Kaum sind ein paar Fahrzeuge an Bord, geht es auch schon los. Still ruht die See, nur ein paar Fischerboote kreuzen unseren Kurs. Bald wird die Stadt im Kielwasser immer kleiner und vor uns taucht langsam der in einer schützenden Bucht gelegene Hafen von Sumartin auf. Ein, zwei Manöver noch, dann fällt die stählerne Klappe und wir sind in Bračs Inselwelt entlassen. Die ersten Meter rollen wir ein wenig bergauf in Richtung des kleinen, noch verschlafenen Ortes Selca. Kaum haben wir das Dorf passiert, finden wir uns in der für die kroatischen Inseln so typischen Landschaft wieder. Grauer Karst wechselt sich mit blühender Macchia ab. Säulenwacholder und dichtes, üppiges, grünes Buschwerk huschen an uns vorbei. Der Duft der Blüten und würziger Aromen steigt unter dem Helm in die Nase. Über die Straße 113 steuern wir das Dörfchen Gornji Humac an und biegen dort in südlicher Richtung auf die 115 ab, den Schildern nach Bol folgend. Schnell ändert sich das Landschaftsbild von beschaulich und idyllisch auf spektakulär und extrem motorradfreundlich. Gut zehn Kilometer lang präsentiert sich uns ein fantastischer Mix aus Panoramen und Kurvenspaß. Der Blick wechselt stetig zwischen der gut ausgebauten Straße und der mitten im dunkelblauen Meer gleich gegenüber liegenden Insel Hvar. Bald taucht unter uns an der Küste der angeblich schönste Strandabschnitt Kroatiens auf, das gleich neben dem Küstenstädtchen Bol liegende Goldene Horn. So nennt sich der feine Kiesstrand, der hier spitz ins Meer hinein ragt. Erstaunlich daran ist, dass dieser Strand kontinuierlich sein Aussehen und die Ausrichtung der Spitze ändert. Je nach Strömung, Wind und Wetter wogt der Ausläufer mal nach links und mal nach rechts, wird breiter oder schmaler. Hier lässt es sich entspannt baden, während wenige Meter weiter an Bols Promenade nette Cafés und Restaurants lauschige Plätze unter den Schirmen und Markisen bieten – perfekt für eine erholsame Pause. Zurück bei Gornji Humac halten wir uns diesmal links. Wir kurven über die Hochfläche der Insel und halten uns gen Westen. Nach ziemlich genau 13 Kilometern biegt eine schmale Straße nach links ab, ausgeschildert nach „Vidova Gora“. Durch karstige Kiefernwälder schlängelt sich der schmale Asphalt dem höchsten Punkt der Insel entgegen, dem gut 780 Meter hohen Vidova Gora. Dieser Berg ist nicht nur Bračs höchster Punkt, er ist auch gleich die höchste Erhebung aller Adria-Inseln. Entsprechend ist die Aussicht, als wir nach fünf herrlichen Kilometern oben fast am Gipfel ausrollen. Weit fällt der Blick hinaus auf das Meer. Die gegenüber liegende, fast 70 Kilometer lange Insel Hvar ist mit einem Blick überschaubar, drumherum Dutzende kleine Inselchen, graugrün mit weiß leuchtenden Stränden und Küsten – ein fantastischer Ausblick. Mit einer großen Runde über die interessanten Dörfer Nerežišća, Ložišća und Sutivan nehmen wir auf der Straße 114 Kurs auf Supetar. Supetar liegt an der Küste mit Blick hinüber aufs Festland und bietet eine Fährverbindung nach Split. Der malerische Küstenort ist mit rund 4000 Einwohnern die größte Stadt auf Brač, es gibt auch einige nette Badestrände, eine ansprechende Promenade, verwinkelte Gassen und Plätze und ein großes Angebot an einladenden Unterkünften. Mit der nun folgenden Strecke von Supetar in östlicher Richtung entlang der Küste erwartet uns ein echtes Highlight. Spannende Kurven, lauschige Buchten, die es zu umrunden gilt, einladende Küstenörtchen und fantastische Aussichten machen die Küstenstraße zu einem tollen Erlebnis. Irgendwann ganz unvermittelt biegt die Straße ins Inland ab und windet sich wieder auf die Inselhöhen hinauf. Aber nur um sich hinter ein paar verstreuten Häusern gleich wieder in die Tiefe zu stürzen und bald haben wir an einer Abzweigung die Auswahl, entweder ins Küstendörfchen Pučišca abzubiegen oder erneut den Kurven weiter ins Landesinnere zu folgen. Wir entscheiden uns für beides, genießen erst ein bisschen Sightseeing in Pučišca, rollen dann die Berge wieder hinauf und nehmen schließlich über die 113 Kurs auf Sumartin. Hier wartet schon die Fähre zurück nach Makarska. Roadbook: Makarska, Sumartin, Selca, Gornji Humac, Bol, Gornji Humac, Vidova Gora, Nerežišća, Ložišća, Sutivan, Supetar, Pučišca, Sumartin, Makarska. Start- / Zielort: Makarska / Makarska Länge: 140 km Highlight: Lecker Essen und Trinken – Auf Bračs versteht man sich auf die Zubereitung köstlicher, frischer Fischgerichte. Gerne und reichlich wird hier auch das lokal produzierte Öl verwendet. Lokale Obst und Gemüse werden ebenso gerne gereicht wie die örtlichen Nudeln. Bračs besondere Delikatesse sind die gebratenen Lämmer, besonders die Butalac, die gefüllte Lammkeule oder Tingul, das geschmorte Lamm. Köstlich ist auch der Käse von Brač, insbesondere der Procip. Das sind Stücke aus jungem Käse, gebraten in karamellisiertem Zucker. Auf Brač wird bisweilen Smutica getrunken. Ein erfrischendes Getränk aus vier Fünfteln frischer Ziegenmilch und einem Fünftel Rotwein. Wer den Rotwein lieber ohne Ziegenmilch genießt, hält sich an den Mali Plavac, einen regionalen Rotwein.
    Deutschland / Harz/Eichsfeld/Kyffhäuser
    Eine Motorradtour durch Deutschlands nördlichstes Mittelgebirge hält einige Überraschungen bereit: imposante Naturschönheiten, sehenswerte Ortschaften, historische Bauwerke, technische Attraktionen und vor allem jede Menge kurvenreicher Bergsträßchen. Letztere sind nämlich die Spezialitäten des Harzes. Die rund 230 Kilometer lange Rundtour lässt sich gut an einem Tag fahren. Wer unterwegs länger verweilen und sich die eine oder andere Stadt genauer ansehen will, der sollte zwei bis drei Tage einplanen. Die Route führt größtenteils über gut ausgebaute Straßen und hält viel Abwechslung bereit, von der breiten Bundesstraße bis zu schmalen Bergstraße ist alles verfügbar. Ob Anfänger oder Könner – die Harz-Rundfahrt bietet jedem seinen Fahrspaß. Die Kaiserstadt Goslar am Nordrand des Harzes eignet sich sehr gut als Startort und ist über die Autobahn A 7 zu erreichen. Nach dem obligatorischen Spaziergang durch die Altstadt Goslars geht es Richtung Osten über den Industrievorort Oker nach Bad Harzburg. Breite Straße, sanfte Kurven, ein ruhiger Auftakt. Auch in Bad Harzburg heißt es wieder: Maschine abstellen, Helme in die Seitenkoffer, eine Runde zu Fuß gehen. Das lang gestreckte Kurstädtchen verfügt zwar über keine besondere Sehenswürdigkeit, doch ist alleine seine entspannte Atmosphäre einen Abstecher wert. Die Fußgängerzone entlangschlendern, einen Kaffee trinken und anschließend ein paar Meter durch den Kurpark flanieren – das ist die Gebrauchsanweisung für Bad Harzburg. Wir vermeiden die schnelle Verbindung nach Wernigerode über die B 6 und nehmen stattdessen lieber die Landstraße. Des Kurvenspaßes wegen. Zuerst nach Stapelburg, dann weiter nach Ilsenburg und Drübeck. Schließlich kommt Wernigerode in Sicht. Ein Tipp: Am besten gleich einen Parkplatz am Stadtrand ansteuern und dort das Motorrad abstellen. Die Suche nach einem Plätzchen in der historischen Altstadt gleicht der Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen und endet garantiert mit einem Knöllchen. Der Dichter Hermann Löns nannte Wernigerode die „bunte Stadt am Harz“. Wieso? Sieht man die wunderschönen farbigen Fachwerkhäuser, kennt man die Antwort. Wer gut zu Fuß ist, kann zum Schluss des Bummels den kurzen Fußweg hinauf zum Schloss nehmen und die Aussicht von dessen Terrasse genießen. Jetzt schwenkt die Route nach Süden und zielt mitten ins Herz des Harzes. Das bedeutet – genau: kräftige Höhenunterschiede, viele Kurven. Was sich da als Bundesstraßen 244 und 27 vors Vorderrad wirft, verdient durchaus das Prädikat „motorradgeeignet“. So manche Landstraße kann dagegen einpacken. So genießen wir die Kurverei, kommen an Rübeland mit seinen beiden Tropfsteinhöhlen vorbei und erreichen nach einigen letzten Schräglagen das an einem Hang gelegene Städtchen Blankenburg. Besondere Kennzeichen: Renaissance-Rathaus und Barock-Schloss. Anhalten? Unbedingt! Thale, der nächste Ort, liegt romantisch am Eingang des Bodetales. Von hier aus bietet sich ein Abstecher zum Hexentanzplatz an (einige Kilometer in südlicher Richtung). Von dieser steil aufragenden Felsplatte sollen einst die Hexen in der Walpurgisnacht zu ihrem Flug zum Brocken gestartet sein. Auf kurviger Mittelgebirgsstraße geht es weiter nach Gernrode und Harzgerode. Danach nehmen uns die lang gezogenen Bögen der B 242 auf. Entspanntes Gleiten auf gut ausgebautem Asphalt. Tiefer dunkler Wald links und rechts der Fahrbahn. Etwa sechs Kilometer hinter Hasselfelde links ab Richtung Benneckenstein. Und sofort bekommen Bremsen, Getriebe und Fahrwerk Arbeit. Ein schmales verschlungenes Sträßchen zirkelt  hinüber nach Hohegeiß, in dieses früher direkt an der Zonengrenze gelegene Städtchen, das sich inzwischen zu einem schmucken Fremdenverkehrsort entwickelt hat. Aussichtsreich geht es weiter. Über Zorge am Ebersberg vorbei nach Braunlage. Als Wintersportort und Sommerfrische hat sich Braunlage einen Namen gemacht. Sein Kern wird geprägt von dunklen holz- oder schieferverkleideten Häusern. Der Grund für diese Isolierung ist das raue Klima hier oben im Oberharz. Kurz hinter Braunlage rechts ab nach St. Andreasberg. Die Zufahrt zur höchstgelegenen Stadt im Harz gefällt durch Kurven wie am Fließband. Ein Traum. Kurz darauf treffen wir wieder auf die B 242, die seit Braunlage den Namen „Harz-Hochstraße“ trägt. An der Sösetalsperre vorbei erreichen wir auf kurviger und waldreicher Straße Osterode. Kaffeepause und Stadtbummel sind hier Pflicht. Denn der Markplatz mit dem Steinturm der Kirche St. Ägidien bildet ein optisches Glanzlicht. Die breite und gut ausgebaute B 241 bringt uns zügig nach Clausthal-Zellerfeld. Die Bergwerksstadt mit dem Doppelnamen wurde erst 1924 zusammengefasst. Besonders interessant: Die Kirche in Clausthal ist mit 2200 Plätzen eine der größten Holzkirchen Europas. Also auch hier runter vom Bike und ab in die Stadtkerne. Danach folgt der kurvenreiche Schlussakkord zurück nach Goslar. Roadbook: Goslar – Wernigerode – Blankenburg – Thale – Gernrode – Harzgerode – Zorge – Braunlage –  St. Andreasberg – Osterode – Clausthal-Zellerfeld – Goslar (ca. 230 km). Motorradtreffs Bad Harzburg-Torfhaus: Torfhaus, Parkplatz mit Gastronomie. Kelbra: Denkmal Kyffhäuser, ehemalige Bergrennstrecke. Zilly: Harzer Biker-Schmiede an der Hauptstraße. Schulenburg: Café Okerterrasse an der Talsperre. Rappbode-Stausee: Treff an der Staumauer. Neudorf: Herz-Biker-Oase. Highlight: Berg der Hexen Der Brocken wurde 1540 erstmals als Treffpunkt der Hexen und als einer ihrer Tanzplätze genannt. Ominöse Gestalten sollen zum Gipfel gegangen und dort ihre Versammlungen abgehalten haben. Zu den Sagen trug auch bei, dass an der Brockenspitze an über 300 Tagen im Jahr Nebel auftritt. Dadurch sind seltene optische Effekte wie das so genannte Brockengespenst zu beobachten, das den Wanderern Schrecken einjagt. Beschrieben wurde dieses Phänomen unter anderem von Goethe, der dreimal den Brocken bestieg.
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